Ingo Nöhr und sein Kumpel sitzen in nachdenklicher Stimmung bei ihrem obligatorischen Bier in ihrer traditionellen Eckkneipe, die bereits weihnachtlich ausgeschmückt ist. Gerade wurde Helmut Schmidt zu Grabe getragen. Eine deutsche Legende und weltweit geachteter Staatsmann. Als im Februar 1962 bei einer Sturmflut in Hamburg die Deiche brachen, setzte er als Innensenator alles, was nur irgendwie eine Uniform trug, zur Rettung seiner ertrinkenden Bürger ein. Bundeswehr, Nato-Truppen, Bundesgrenzschutz, Luftschutz – alles nicht in seiner Zuständigkeit und entgegen dem Grundgesetz. Als selbstdeklarierter Krisenmanager ignorierte er sämtliche zuständigen Senatoren und Beamten („Die hätten uns ja nur gestört!“) und erteilte als ehemaliger Bundeswehrhauptmann knallharte Befehle, die keine Widerrede duldeten. Alle hörten auf sein Kommando.Und wer im Krisenstab durch lange Redereien „den Laden aufhielt, dem habe ich einfach das Wort entzogen“. Dies brachte ihm den Spitznamen „Schmidt-Schnauze“ ein, aber damit rettete er Tausenden von Hamburgern das Leben.