Spahn killt unsere Gesundheitswirtschaft!
von Ingo Nöhr
Jupp und Ingo stoßen bei ihrem monatlichen Frühschoppen zeitlich immer öfter an ihre Kapazitätsgrenzen, zu sensationell sind die täglichen Neuigkeiten, die auf die beiden einprasseln. Der Brexit nimmt wunderliche Formen an und wir dürfen immer häufiger den britischen Parlamentssprecher John Bercow genießen. Trump stellt sich mit seinem Veto gegen die Notstandsabsage gegen seine eigenen Parteimitglieder, während ihn ein Dutzend Untersuchungsausschüsse akribisch unter die Lupe nehmen. Hunderttausende von Schülern demonstrieren während der Unterrichtszeit für eine lebenswerte Zukunft und ziehen der verschlafenen GroKo klimatechnisch die Hammelbeine lang.
So etwas können Politiker nun gar nicht gebrauchen. Während die beiden Krankenhausstrategen noch rätseln, was sich Donald zur Ablenkung einfallen lässt, vielleicht einen kleinen Krieg mit Atomwaffeneinsatz oder den Kauf des Friedensnobelpreises, ist die deutsche Regierung mit einem disruptiven Vorschlag überraschend schneller in den Schlagzeilen. Daher konnte sie nicht bis zum 1. April warten. Und dies war ein Grund für ein außerplanmäßiges Treffen der Beiden.
Ingo, hast du dich auch schon ausreichend bewaffnet? Wir sind jetzt unseren Feinden hilflos ausgeliefert. Nachdem der Trump nichts mehr mit Europa zu tun haben will, es sei denn, er bekommt einen Haufen Geld dafür, muss sich Deutschland für die Verteidigung vor den bösen Russen etwas Neues einfallen lassen. Unsere Möchtegern-Kanzlerin AKK möchte im Einklang mit unserer Auslauf-Kanzlerin Angela aktuell auch die Verteidigung unseres Vaterlandes disruptiv gestalten. Wir brauchen dringend einen – nach was wohl? Einen Flugzeugträger!
- Ja, Jupp, das lag doch auf der Hand. Wir müssen ja irgendwo unsere flugunfähigen Kampfjets und Helikopter zwischenparken. Dazu können wir alle unsere tauchunfähigen U-Boote herumdrapieren. Wenn die Russen auf ihren Satellitenfotos sehen, wie hochgerüstet unsere schwimmende Festung dahindümpelt, werden sie sicherlich Angst bekommen und von einem Angriff auf uns abgeschreckt werden. Deutschland ist wieder Weltmacht.
Ingo, hinzu kommt ja, dass wir gerade der Welt bewiesen haben, wie kompetent und effizient wir im Flughafenbau und in der Schiffsrestauration sind. Da liegt die Verbindung von Marine und Luftwaffe für einen Flugzeugträger auf der Hand.
- Gute Idee, Jupp. Es stärkt nebenbei immens die Durchsetzungskraft des Kabinetts gegenüber den aufmüpfigen Länderparlamenten. Sollten nach den Wahlen irgendwelche linken Regierungen in Mecklenburg -Vorpommern oder Schleswig-Holstein gegen die Bundespolitik aufmucken – dann lässt AKK mal eben ihren Träger vor der Küste aufkreuzen – und Ruhe ist. Wir müssten nur noch einen Seeweg nach Bayern finden. Wahrscheinlich sollten wir den Rhein-Main-Donau-Kanal und die Isar noch etwas tiefer ausbaggern.
Nicht vergessen, Ingo, dass so ein großes Schiff ja eine einmalige Gelegenheit darstellt, den protestierenden Schülern den Gesinnungswandel in der Regierung hin zum Umweltschutz am praktischen Beispiel zu demonstrieren. Der Antrieb muss natürlich mit klimaneutralen Energieträgern bewerkstelligt werden. Da können wir unser beträchtliches Know-How in der umweltgerechten Stromerzeugung mittels Windräder und Solarzellen einbringen. Das Schaufelradprinzip ist schließlich schon von den alten Römern erfunden worden. Diesel ist schließlich out. Die U-Boote sollten wir auf Pedalantrieb umstellen, dass stärkt die Fitness der Mannschaft. Und im Alarmfall stellen wir das Trampeln auf die arbeitslosen Industrieroboter der Autoindustrie um. Die Beraterheere im Verteidigungsministerium müssen wir allerdings noch mächtig aufstocken.
- Damit ist es noch lange nicht getan, Jupp. Die Toilettenanlagen müssen auf jeden Fall gendergerecht installiert sein. Die Mülltrennung nicht vergessen: gebrauchte Patronen gehören in die gelbe Recyclingbehälter. Denn die sind aus leicht abbaubaren Materialien wie Holz oder Papier hergestellt. Feinstaub lässt sich am besten verhindern, indem wir die Gewehre und Schiffsgeschütze allesamt mit Druckluft betreiben. Zur Verbesserung der CO2-Bilanz sollte die aktive Flugzeugflotte ausschließlich aus Segelfliegern bestehen. Die spritfressenden Jets sind nur aus Abschreckungsgründen zur Dekoration auf dem Deck aufgestellt.
Nochmals gute Idee, Ingo. Was wir allein dadurch an Energiekosten einsparen. Und das Sicherheits- und Parkproblem für die flügellahmen Bomber ist gleich mit gelöst. Nicht zu verachten auch der Beitrag zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung.
- Es geht ja noch weiter, Jupp. Die Ökobilanz optimieren wir durch blumenbestückte Grüngürtel an den Seiten der Startbahnen. Das sieht auch optisch ansprechend aus. Deutschland bringt die grüne Revolution in die Kriege. Endlich mal wieder positive Nachrichten aus der Rüstungsindustrie. Da kommen meine schönen Erinnerungen an die alten Hippie-Zeiten wieder hoch. Statt Marschmusik gibt es an Deck Musik von Moody Blues und Fleetwood Mac. Ach, und nicht vergessen: Jimi Hendrix mit seinem weltberühmten Star-Spangled Banner, zu Ehren des amerikanischen Präsidenten.
Ingo, mir eröffnen sich ganz neue Perspektiven. Das Kabinett könnte seine Sitzungen auch öfters mal auf dem Schiff veranstalten. Da die Regierungsmaschinen ständig ausfallen, wäre ein Umstieg auf die geräuschlosen Segelflieger ein echtes Highlight. Die lästigen Pressevertreter dürfen dann nur noch von Ballons aus zugucken. Überhaupt sollten die Staatsbesuche nicht mehr im überfüllten Berlin stattfinden und dort permanente Verkehrsstaus produzieren. Auf dem Schiff kann keiner mehr wutentbrannt weglaufen, wie kürzlich erst in Vietnam geschehen. Eine Rückkehr an Land wäre dann erst nach erfolgreichem Vertragsabschluss möglich.
- Jupp, wusstest du eigentlich, dass wir vor 80 Jahren schon einmal einen Flugzeugträger gebaut haben? 1938 lief in Kiel die Graf Zeppelin vom Stapel. Sie konnte sich durchaus sehen lassen: laut Plan 263 m lang, 36 m breit, 200.000 PS durch vier Turbinen und 16 Dampfkessel, 63 km/h Spitze, mit Platz für 43 Flugzeuge. Rekordträchtig. Hermann Göring war begeistert. Aber schon ein Jahr später steckte er alle Ressourcen in den U-Boot-Bau. 1943 stoppte Hitler die endgültige Fertigstellung und nutzte es als Ersatzteillager für die Kriegsmarine. Bei Kriegsende wurde der Koloss in der Ostsee versenkt, wo man ihn heute noch in 80 Meter Tiefe bewundern kann.
Ingo, du erinnerst mich gerade an die Namensgebung. Unser deutscher Flugzeugträger kann eigentlich nur „MS Angela Merkel“ heißen, denn MS Annegret Kramp-Karrenbauer wird man schriftmäßig kaum unterbringen können. Und AKK könnte man mit der Abkürzung Alt-Katholische Kirche verwechseln. Die Schiffstaufe wird natürlich einigen Politikern wie Jens Spahn und Friedrich Merz mächtig stinken. Womit könnten denn die beiden die Schlagzeilen toppen?
- Jupp, da habe ich schon einige Vorstellungen. Friedrich Merz kommt sicherlichgut an, wenn er endlich mal sein Konzept einer Steuererklärung auf einem Bierdeckel durchbringt. Bei Jens Spahn ist es schon schwieriger. Er müsste verkünden, dass seine Forscher jetzt die Krebskrankheiten endgültig besiegt haben. Und da sollte er sich nicht auf einen offenen Brief von einhundert ahnungslosen Ärzten verlassen, die sich gegen die fachliche Weltmeinung stellen. Eine baldige Landung eines Deutschen auf dem Mond wäre auch nicht schlecht. Wir könnten demnächst bei den Chinesen mitreisen. Und um Donald Trump zu ärgern, laufen wir dann zum Landeplatz der Apollo 11 und versetzen der amerikanischen Flagge einen heftigen Tritt. Natürlich live von Facebook und Twitter übertragen, damit er dort sofort lospoltern kann.
Au ja Ingo, und damit er sich wieder beruhigt und Europa nicht mit Atomwaffen angreift, schenken ihm die amerikanischen Demokraten einen Kuschelroboter, wie ihn die Betreuer von Demenzkranken in den Altenheimen einsetzen. Amazons Alexa wird dann behutsam auf ihn einreden und ununterbrochen in den höchsten Tönen von seinen heldenhaften Einsätzen für die Rettung der Welt schwärmen. - Aber halt mal: Krebs besiegt? Was wird dann aus unserer Gesundheitswirtschaft, wenn wir plötzlich alle Krankheiten besiegen? Wir haben schließlich ein „Krankensystem“, welches ein ständiges Wachstum benötigt. Unser Gesundheitsminister Jens Spahn könnte letztendlich in die Geschichte als derjenige eingehen, der das deutsche Gesundheitssystem zerstört hat!
- Oh Jupp, du hast ja völlig recht. Unsere Wirtschaft wird zusammenbrechen, wenn die meisten unserer Patienten plötzlich gesund werden. Die Hälfte der Arbeitsplätze in der Krankenbranche wäre weg, das Bruttoinlandsprodukt wird drastisch sinken, die sozialen Systeme durch massiven Leerlauf belastet, die Steuereinnahmen fehlen. Apotheken und Arztpraxen gehen reihenweise in Konkurs, die Mehrzahl der Kliniken müssen schließen oder auf Wellness umsteigen, die Arbeitslosenrate steigt in unerreichte Höhen.
Das geht natürlich nicht. Im Gegenteil, wir brauchen mehr Wachstum im Gesundheitssystem, und am stabilsten lässt sich das mit immer mehr Kranken herstellen. Notfalls muss man unseren Bürgern durch eindringliche Pressemeldungen Krankheiten einreden oder gleich ganz neue Krankheitsbilder erzeugen. Krank durch Burnout, Elektrosmog, Feinstaub, Depression, Mobbing, Chemie in der Nahrung oder auch immer wirksam: Nebenwirkungen von Medikamenten und Implantaten. Nach WHO-Definition ist kaum einer wirklich gesund, denn Gesundheit ist ja der Zustand vollständigen Wohlergehens in jeder Hinsicht, materiell, seelisch, körperlich.
Ja Ingo, was für eine Horrorvorstellung: Gesundheit ist bedrohlich für unser Gesundheitssystem. Mein Gott, wir müssen Jens Spahn sofort stoppen. Lass uns jetzt etwas ungesund leben. Herr Wirt, wir brauchen wieder etwas ungesundes Bier. Zwei große Klinikpackungen bitte.
- Richtig, Jupp. Ein Prost auf unsere Kranken, die unseren Wohlstand aufrechterhalten.
Ein leidenschaftlicher Raucher, der immer von der Gefahr des Rauchens für die Gesundheit liest, hört in den meisten Fällen auf …. zu lesen.
(Winston Churchill, britischer Staatsmann, 1874-1965)
In der Politik ist es wie im täglichen Leben: Man kann eine Krankheit nicht dadurch heilen, dass man das Fieberthermometer versteckt.
(Yves Montand, Chansonnier und Schauspieler, 1921-1991)
Lesetipp: Böttcher, Sven: „Rette sich, wer kann – Das Krankensystem meiden und gesund bleiben“. Westend Verlag.
Einen Kommentar schreiben